HOWTO zu UNIX-Links

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$Id: unix-links-HOWTO.txt,v 1.8 2019/11/26 19:37:07 tsbirn Exp $

Dieses Dokument beschreibt Eigenschaften und Einsatzzweck von Links unter UNIX.

Inhaltsverzeichnis

1) Übersicht
2a) Hard-Link (Name + I-Node-Nummer)
2b) Inode ("Index-Knoten", mit Datei-Attributen)
2c) Datei-Inhalt
2d) Beispiel
3) Einsatzzweck von Links
4) Die beiden Link-Arten Hard-Link und Symbolischer Link
5) Vergleich mit Windows

1) Übersicht   (Toc)

Eine Datei setzt sich unter UNIX aus 3 Komponenten zusammen, die auch an 3
verschiedenen Stellen im UNIX-Dateisystem abgelegt werden:

                    +--------------+
  Verzeichnis       | ...       55 |         Liste von Dateinamen +
                    | gedicht  123 +-+       zugehörige Inode-Nummer
                    | ...      987 | |       ("Dentry" = directory entry)
                    +--------------+ |
                                     |
                            +--------+       Hard-Link
                            |
                            v
                     122   123   124
  Inode-Tabelle ...+-----+-----+-----+...    Jeder Inode enthält einen
  (numeriert)      |  1  |  1  |  3  |       "Zähler", der die Anzahl der
                ...+-----+-----+-----+...    Hard-Links auf den Inode zählt
                          | | |
                          | | +----+
                     +----+ |      |
                     v      v      v
  Datenblöcke   ...+---+  +---+  +---+...
  Datei-Inhalt     |   |  |   |  |   |       Feste Größe, meist 1-16 KByte
  (Records)     ...+---+  +---+  +---+...

2a) Hard-Link (Name + I-Node-Nummer)   (Toc)

In jedem Verzeichnis ist nur eine Liste sogenannter "Hard-Links" bestehend aus
Dateiname + I-Node-Nummer ("Dentry" = directory entry) eingetragen. Diese
verbinden den Dateinamen mit der zugehörigen Verwaltungsstruktur namens
"I-Node" (Index Node). Es kann mehr als einen Hard-Link auf die gleiche Datei
geben. In jedem Inode wird intern mitgezählt, wieviele Hard-Links aktuell auf
ihn zeigen.

2b) Inode ("Index-Knoten", mit Datei-Attributen)   (Toc)

Der I-Node enthält (bis auf den Datei-Namen und den Datei-Inhalt) alle für eine
Datei relevanten Informationen. Er zeigt weiterhin auf die Datenblöcke, in
denen sich entweder der Inhalt der Datei befindet oder die auf weitere
Datenblöcke zeigen (direkte und 1/2/3-fach indirekte Verweise).

  +------------------------------------------------------+
  | Dateityp                                             |
  | Geräte-Nummer                                        |
  | Zugriffsrechte                                       |
  | Hard-Link Zähler                                     |
  | Besitzer                                             |
  | Besitzergruppe                                       |
  | Dateigröße                                           |
  | Datum:                                               |
  |   Access: Letzter lesender oder schreibender Zugriff |
  |   Modify: Letzte Änderung am Inhalt = Datenblöcke    |
  |   Change: Letzte Änderung am Inode  = Attribute      |
  |   Birth:  Erstellung der Datei                       |
  | Direkte Verweise auf Datenblöcke                     |
  | Indirekte Verweise auf Datenblöcke:                  |
  |   Einfach indirekt                                   |
  |   Zweifach indirekt                                  |
  |   Dreifach indirekt                                  |
  +------------------------------------------------------+

2c) Datei-Inhalt   (Toc)

Der Datei-Inhalt ist in Datenblöcken abgespeichert, die im Dateisystem
verstreut liegen.

2d) Beispiel   (Toc)

* Aktuelles Verzeichnis ist "/home/tom/".

* Im Verzeichnis gibt es 2 Hard-Links namens "gedicht" und "gedicht2"
  auf die gleiche Datei.

* Weiterhin gibt es darin 1 Symbolischen Link namens "symlink",
  der auf "gedicht" zeigt.

          Verzeichnis-(Liste)      Inode-Tabelle         Daten-Blöcke
            Name       Nr           Nr   Inode
          +----------+-----+           +------+      +-------------------+
  #=> HL1 | gedicht  | 175 |--+    ... | ...  |  +-> | DIE MADE...       |
  X       +----------+-----+  |        +------+  |   +-------------------+
  X   HL2 | gedicht2 | 175 |--+--> 175 | Attr |--+-> | ...               |
  X       +----------+-----+           +------+      +-------------------+
  X       | test     | ... |-----> ... | ...  |  +-> | /home/tom/gedicht |==#
  X       +----------+-----+           +------+  |   +-------------------+  X
  X   SL1 | symlink  | 231 |-----> 231 | Attr |--+   | ...               |  X
  X       +----------+-----+           +------+      +-------------------+  X
  X       | doku     | ... |-----> ... | ...  |--+-> | ...               |  X
  X       +----------+-----+           +------+  |   +-------------------+  X
  X                           Hardlink | ...  |  +-> | ...               |  X
  X                                    +------+      +-------------------+  X
  X                                                                         X
  #=========================================================================#
                             Symbolischer Link

3) Einsatzzweck von Links   (Toc)

* Immer den gleichen Namen für ein Gerät zur Verfügung stellen, egal welche
  konkrete Hardware dahinter steckt (Bsp: "/dev/mouse").

* Für den schnellen Zugriff in Benutzer-Verzeichnissen eine "Kopie" einer
  (tief) im Dateisystem gespeicherten Datei ablegen.

* Plattenplatz sparen, falls die gleiche Datei mehrfach im Dateisystem vorkommen
  soll (Verweise statt Kopien).

* Schreibfehler oder Namensänderungen wegen FHS (File Hierarchy Standard)
  abfangen (z.B. YaST = yast = zast, conf.modules = modules.conf).

* Konsistenz erhalten bei Versionierung, Updates, Konfigurationsdateien
  (Bsp: /usr/src/linux -> linux-2.2.5.SuSE).

* Eine von mehreren Versionen einer Datei oder eines Programms als Standard
  auswählen (z.B. /usr/bin/bash -> /usr/local/bin/bash-4.0)

* UNIX-Besonderheit: Das gleiche Programm/Skript kann unter verschiedenen Namen
  referenziert werden und verhält sich dann je nach Name, unter dem es
  aufgerufen wird, verschieden (Bsp: mv = cp = ln, mkfs.ext2 = mke2fs).

Beispiele für mehrere Namen für die gleiche Datei sind:

  +------------+-----------------------------+-------------------------------+
  | UNIX       | Kommandos                   | Grund                         |
  +------------+-----------------------------+-------------------------------+
  | SuSE-Linux | Yast2 yast2 zast yast1 yast | Schreibfehler abfangen        |
  | Solaris    | cp mv ln                    | Programmierung erleichtern    |
  | Linux      | gunzip gzip zcat            | Programmierung erleichtern    |
  | Solaris    | /usr/ucb/ps  /usr/bin/ps    | BSD + SYSV-Verhalten gleichz. |
  +------------+-----------------------------+-------------------------------+

4) Link-Arten Hard-Link und Symbolischer Link   (Toc)

UNIX unterscheidet 2 Arten von Links, die aber beide für den gleichen Zweck
eingesetzt werden, nämlich zusätzliche Namen für eine einzelne Datei zur Verfügung
zu stellen:

  1) Hard-Link: Physikalischer Link (per I-Node)
  2) Soft-Link: Symbolischer Link (per Name)

1) Hard-Links gibt es --- wie oben beschrieben --- für jede Datei mindestens   (Toc)

   einen, beliebig viele weitere können folgendermaßen angelegt werden:

     ln DATEI HARDLINK      # Analog "cp DATEI KOPIE"

  Ihre Verwendung ist in einigen Punkten eingeschränkt (z.B. nur innerhalb einer
  Partition einsetzbar).

2) Symbolische Links (auch Soft-Links) werden folgendermaßen angelegt:   (Toc)

     ln -s DATEI SOFTLINK   # Analog "cp DATEI KOPIE"

   und verweisen per (Pfad)Name auf eine andere Datei. Der Pfadname kann relativ
   oder absolut sein.

   Man kann sich das so vorstellen, dass eine Datei als Wert den (Pfad)Namen
   einer anderen Datei enthält. Erst beim Zugriff auf einen Symbolischen Link wird
   festgestellt, ob seine Zieldatei wirklich existiert --- und falls ja --- diese
   benutzt. Sie sind mit HTML-Links oder Windows-Verknüpfungen zu vergleichen
   (Verweis per URL = Name auf eine andere HTML-Seite).

Die beiden Link-Typen können folgendermaßen charakterisiert werden:

  +---------------------------------------------------+----------+---------+
  |                                                   |   Hard   |  Soft   |
  |                                                   | Physical | Symbol. |
  +---------------------------------------------------+----------+---------+
  | Referenz per                                      |  I-Node  |  Name   |
  | Anzahl Links auf Datei bekannt                    |    Ja    |  Nein   |
  | Über Partitionen hinweg möglich                   |   Nein   |   Ja    |
  | Ziel kann ein Verzeichnis sein                    |   Nein   |   Ja    |
  | Rekursion möglich (Verz. enthält sich selbst)     |   Nein   |   Ja    |
  | Ziel muß existieren (kann nicht ins Leere zeigen) |    Ja    |  Nein   |
  | Geschwindigkeit                                   |  schnell | langsam |
  | Unter WINDOWS vorhanden (Verknüpfung)             |   Nein   |   Ja    |
  +---------------------------------------------------+----------+---------+

5) Vergleich mit Windows   (Toc)

Symbolische Links gibt es unter Windows nur in Form der "Desktop-Icons" =
Verweise auf Programme, Daten oder Verzeichnisse. Allerdings können diese
wirklich nur auf dem Desktop liegen, innerhalb von Verzeichnissen sind sie
nicht möglich. D.h. dieser Link-Typ ist unter Windows nur eingeschränkt
verfügbar.

Hard-Links gibt es unter Windows erst mit dem Dateisystem NTFS. Zu ihrer
Verwaltung gibt es aber keine grafische Möglichkeit im Windows Explorer,
sondern sie sind nur per Kommandos nutzbar.