HOWTO zum Aufruf von Shell-Skripten
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Dieses Dokument beschreibt die verschiedenen Verfahren zum Aufruf von
Shell-Skripten.
1) Aufrufarten
Für den Aufruf eines Shell-Skriptes gibt es folgende Möglichkeiten, je nach
Anwendungszweck ist eine geeignete auszuwählen:
+-----------------------+------+-------+-----+------+---+---+-------+--------+
| |"PATH"| "x"- | | |Env|Sh |Aliase+|Rückkehr|
| A U F R U F |durch-| Recht |Sub- |Neuer |Var|Var|Funkt. |zum |
| |sucht | nötig |Shell|Proz. |vererbt|vererbt|Aufrufer|
+-----------------------+------+-------+-----+------+---+---+-------+--------+
| cmd.sh | JA | JA | JA | JA | J | - | -- | JA |
| ./cmd.sh | -- | JA | JA | JA | J | - | -- | JA |
| /PFAD/ZU/cmd.sh | -- | JA | JA | JA | J | - | -- | JA |
| bash [OPT] cmd.sh | -- | -- | JA | JA | J | - | -- | JA |
+-----------------------+------+-------+-----+------+---+---+-------+--------+
| . cmd.sh | JA | -- | -- | -- | J | J | JA | JA |
| source cmd.sh | JA | -- | -- | -- | J | J | JA | JA |
| . ./cmd.sh | -- | -- | -- | -- | J | J | JA | JA |
| source ./cmd.sh | -- | -- | -- | -- | J | J | JA | JA |
| . /PFAD/ZU/cmd.sh | -- | -- | -- | -- | J | J | JA | JA |
| source /PFAD/ZU/cmd.sh| -- | -- | -- | -- | J | J | JA | JA |
+-----------------------+------+-------+-----+------+---+---+-------+--------+
| exec cmd.sh | JA | JA | -- | -- | J | - | -- | -- |
| exec ./cmd.sh | -- | JA | -- | -- | J | - | -- | -- |
| exec /PFAD/ZU/cmd.sh | -- | JA | -- | -- | J | - | -- | -- |
+-----------------------+------+-------+-----+------+---+---+-------+--------+
* Das Kommando "." heißt auch "source"- oder "dot"-Kommando. Es liest die
angegebene Datei in der aktuellen Shell ein (eine Art include-Anweisung),
startet also KEINE Sub-Shell. Der Suchpfad wird dabei wie bei einem normalen
Kommando-Aufruf durchsucht.
* Der Name von Shell-Skripten ist beliebig wählbar. Per Konvention wird aber
meist die Extension ".sh" angehängt (ist beim Aufruf auch anzugeben!).
* Shell-Skripte müssen immer das Lese-Recht ("r"-Bit) gesetzt haben. Sofern
sie als Kommando (ohne "sh", ".", "source", "exec" davor) aufgerufen werden
sollen, müssen sie auch ausführbar sein ("x"-Bit) und in einem Verzeichnis
im Suchpfad $PATH liegen.
* Der Suchpfad $PATH wird immer dann durchsucht, wenn nur ein KOMMANDO-NAME
angegeben wurde. Da aus Sicherheitsgründen das AKTUELLE VERZEICHNiS "."
nicht im Suchpfad steht, muss man Skripten im aktuellen Verzeichnis immer
per "./SKRIPT" aufrufen.
* Nur EXPORTIERTE Umgebungs-Variablen (Environment Variables) werden
an das aufgerufene Skript VERERBT (Befehl "export"). Shell-Variablen
sowie Aliase und Funktionen werden NICHT VERERBT.
* Eine in einem Eltern-Prozess EXPORTIERTE Variable ist auch im Kind-Prozesse
EXPORTIERT. Will man das verhindern, muss der Kindprozess sie löschen. Ein
Shell-Skript kann das durch "undef VARIABLE" erreichen.
* Wird eine Sub-Shell gestartet (Standardfall), dann können Variablen und
sonstige Einstellungen aus dem gestarteten Skript NICHT an das aufrufende
Skript zurückgegeben werden (die alten Werte in der Ausgangs-Shell bleiben
erhalten). Dies wirkt auf den ersten Blick widersinning, ist allerdings
unter dem Aspekt der Unabhängigkeit von Skripten ein gutes Konzept.
* Das Standardverhalten von DOS/Windows, alle Skripte im gleichen Umgebungs-
bereich auszuführen, führt dort zu vielen Problemen (Speicherüberlauf,
Variablen überschrieben, Variablen unabsichtlich gesetzt, ...)
* Ein Aufruf über "exec" spart einen Prozeß ein, eine Rückkehr zum aufrufenden
Prozeß ist allerdings nicht mehr möglich. Ist dann sinnvoll, wenn sehr viele
Prozesse gestartet werden oder wenn der aufgerufene Befehl der letzte im
Skript ist.
* Bei Shell-Skripten ist das SUID/SGID-Bit nicht wirksam, da sie nicht wie ein
Binärprogram direkt ausführbar sind, sondern von einer Shell interpretiert
werden.
* Unter LINUX sind aus diesem Grund beide Bits für Shell-Skripte nicht setzbar.
Bei jeder Änderung an ausführbaren Dateien werden zudem diese beiden Bits aus
Sicherheitsgründen zurückgesetzt und müssen explizit wieder gesetzt werden.