HOWTO zu UNIX-Prozess-Schnittstellen (C) 2007-2019 T.Birnthaler/H.Gottschalk OSTC Open Source Training and Consulting GmbH http://www.ostc.de $Id: unix-process-interfaces-HOWTO.txt,v 1.35 2020/02/24 06:36:18 tsbirn Exp $ Dieses Dokument beschreibt die Schnittstellen von UNIX-Prozessen. ________________________________________________________________________________ INHALTSVERZEICHNIS 1) Einleitung 1.1) Automatische Schnittstellen 1.2) Manuelle Schnittstellen 1.3) Übersicht 1.4) Unidirektionale Schnittstellen 2) Die Standard-Schnittstellen 2.1) Programmname 2.2) Aufrufargumente 2.3) Umgebungsvariablen 2.4) Standard-Ein/Ausgabekanäle (STDIN/STDOUT/STDERR) 2.5) Exitstatus 2.6) Eltern/Kindprozess-PID 2.7) Signale 2.8) Konfigurationsdateien 3) Weitere Schnittstellen 3.1) Dateien 3.2) Interprocess Communication (IPC) 3.3) Netzwerk 3.4) Datenbank ________________________________________________________________________________ 1) Einleitung ------------- Ein UNIX-Prozess kennt viele Schnittstellen, über die er Daten mit seiner Umgebung (das ist sein Elternprozess, seine Kindprozesse sowie alle anderen Prozesse) austauschen kann. Die Schnittstellen unterscheiden sich in der RICHTUNG (uni/bidirektional) und in der DATENMENGE, die über sie transferiert werden kann: * "Dünn" (nur EIN Wert übergebbar) ---- * "Dick" (mehr als ein Wert übergebbar) ==== * "Unidirektional" (nur EINE Richtung) ---> ===> * "Bidirektional" (ZWEI Richtungen) <--> <==> 1.1) Automatische Schnittstellen -------------------------------- Der 1. Teil umfasst die AUTOMATISCH vorhandenen Standard-Schnittstellen, die von den Prozessen sofort (ohne sie zu "öffnen") benutzt werden können. Oft werden dies Schnittstellen sogar "stillschweigend" genutzt, ohne dass dies großartig auffällt (IN=Eingabe, OUT=Ausgabe, "/"=entweder-oder, "+"=gleichzeitig): +---------------------------------------+--------+---------------------------+ | Name | Art | Datentyp | +---------------------------------------+--------+---------------------------+ | 1) Programmname | IN | Ein Wort | | 2) Aufrufargumente | IN/OUT | Liste von Worten | | 3) Umgebungsvariablen | IN/OUT | Paare der Form VAR=TEXT | | 4a) Standard-Eingabekanal (STDIN) | IN | Byte-Strom (Text/Daten) | | 4b) Standard-Ausgabekanal (STDOUT) | OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | 4c) Standard-Fehlerkanal (STDERR) | OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | 5) Exitstatus | IN/OUT | Eine Zahl (0-255) | | 6) Eltern/Kindprozess-PID | IN | Zahl(en) (0-65Tsd/2Mrd) | | 7) Signale | IN+OUT | Eine Zahl (0-31/63) | | 8) Konfigurationsdateien | IN | Byte-Strom (Text/Daten) | +---------------------------------------+--------+---------------------------+ 1.2) Manuelle Schnittstellen ---------------------------- Der 2. Teil der Schnittstellen muss im Programm explizit GEÖFFNET werden, d.h. im Prozess muss durch einen "open"- oder "connect"-Aufruf explizit eine Verbindung dafür hergestellt werden (IN=Eingabe, OUT=Ausgabe, "+"=gleichzeitig): +--------------------------------------+--------+---------------------------+ | Name | Art | Datentyp | +--------------------------------------+--------+---------------------------+ | 9) Dateien (Geräte) | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | 10) Netzwerk (UDP/TCP-Socket) | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | 11) IPC (Interprocess Communication) | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | Named Pipe (FIFO) | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | Locking | IN+OUT | Boolean (Text/Daten) | | Semaphor | IN+OUT | Zahlen (Text/Daten) | | Message Queue | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | Shared Memory | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | Memory Mapped Files | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | UNIX-Socket | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | | 12) Datenbank (UDP/TCP-Socket, Named | IN+OUT | Byte-Strom (Text/Daten) | +--------------------------------------+--------+---------------------------+ 1.3) Übersicht -------------- Alle prinzipiell möglichen Schnittstellen sind in der folgenden Grafik dargestellt (die automatischen im oberen Bereich, die manuellen im unteren): +---------+ 1) Programmname ---> | | ===> 4b) STDOUT + 4c) STDERR 2) Aufrufargumente ===> | Prozess | ---> 5) Exitstatus 3) Umgebungsvariablen ===> | | <--> 7) Signale 4a) STDIN ===> | | <=== 8) Konfigurationsdateien +---------+ /\ || ++================++======++======++==================++ || || || || \/ \/ \/ \/ +--------------+ +-----------+ +-------------+ +----------------+ | Dateien | | Netzwerk | | IPC (Inter- | | Datenbank | | (Geräte) | | (UDP/TCP- | | process | | (Named Pipe, | | (Named Pipe) | | Socket) | | Communi- | | UNIX-Socket, | | | | | | cation) | | UDP/TCP-Socket)| +--------------+ +-----------+ +-------------+ +----------------+ 1.4) Unidirektionale Schnittstellen ----------------------------------- Folgende Schnittstellen bieten eine Datenübergabe nur in EINER Richtung und sind beschränkt auf Eltern-Prozesse und ihre Kind-Prozesse. +--------------------+-------------------------------------------------+ | Schnittstelle | Beschränkung/Richtung | +--------------------+-------------------------------------------------+ | Programmname | Eltern --> Kind | | Aufrufargumente | Eltern ==> Kind | | Umgebungsvariablen | Eltern ==> Kind | | Exitstatus | Eltern <-- Kind | | STDIN | Eltern ==> Kind #=> Geschwister | | STDOUT | Eltern <== Kind + Geschwister ==# | | STDERR | Eltern <== Kind | | Signale | Eltern <-- Kind + Geschwister <--> Geschwister | +--------------------+-------------------------------------------------+ In grafischer Form: +---------+ --> Programmname --> +---------+ per Pipe | +---------+ | | ==> Aufrufargumente ==> | | verbunden | | | | ==> Umgebungsvar. ==> | | | | | Eltern- | <-- Exitstatus <-- | Kind- | STDOUT STDIN | Kind- | | Prozess | ==> STDIN ==> | Prozess | =============> | Prozess | | | <== STDOUT <== | 1 | <------------> | 2 | | | <== STDERR <== | | Signal SIGPIPE | | +---------+ <-- Signal SIGCHLD <-- +---------+ +---------+ 2) Die Standard-Schnittstellen ------------------------------ 2.1) Programmname ----------------- Jedem Prozess ist der Programmname bekannt, über den er gestartet wurde. Dieser Programmname ist Teil der Aufrufargumente und zwar das 0-te Argument. Normalerweise würde man erwarten, dass der Name eines Programms nur durch Umbenennen veränderbar ist (was wenig sinnvoll erscheint). Unter UNIX können allerdings in Form von Hardlinks und Symbolischen Links beliebig viele weitere Namen für ein Programm vergeben werden (per "ln" bzw. "ln -s"). Der Programmstart über einen Link führt dazu, dass der Programmname nicht mehr dem eigentlichen Programmnamen entspricht, sondern dem Linknamen. skript.sh # Skript-Aufruf echo $0 # Programmname im Skript ausgeben --> .../skript.sh Über diese "Argument" wird häufig das Grundverhalten des Kommandos gesteuert. Beispielsweise hat das Programm "bzip2" die zusätzlichen Namen "bunzip2" und "bzcat". Ein weiteres typisches Beispiel ist das LVM-System (Logical Volume Management), das ein einziges Hauptprogramm names "lvm" und 40 Unterkommandos (namens "pv/vg/lv...") kennt, die alle als symbolische Links auf dieses Hauptprogramm realisiert sind und das grundsätzliche Verhalten des Hauptprogramms steuern. ln skript.sh hl.sh # Hardlink auf Skriptdatei erstellen ln -s skript.sh sl.sh # Symbolischen Link auf Skriptdatei erstellen hl.sh # Skript-Aufruf über Hardlink echo $0 # Programmname im Skript ausgeben --> .../hl.sh sl.sh # Skript-Aufruf über Softlink echo $0 # Programmname im Skript ausgeben --> .../sl.sh Beispiel für die Abfrage des verwendeten Skriptnamens und unterschiedliche Reaktionen darauf im Skript: case $(basename $0) in # Reinen Programmnamen extrahieren (ohne Pfad) *skript.sh) echo "Per Name 'skript.sh' aufgerufen" ;; *hl.sh) echo "Per Name 'hl.sh' aufgerufen" ;; *sl.sh) echo "Per Name 'sl.sh' aufgerufen" ;; *) echo "Per Name '$0' aufgerufen" ;; esac 2.2) Aufrufargumente -------------------- Umfassen alle beim Aufruf eines Programms hinter dem Programmnamen auf der Kommandozeile angegebenen Optionen (kurze "-x" und lange "--xxx") und Argumente (Datei/Verz.namen, sonstige Parameter). Die erlaubte Maximallänge dieser Liste ist sehr groß, aber nicht unbeschränkt (etwa 100.000-2 Mio Zeichen). Der Programmname und die einzelnen Aufrufargumente werden durch "Whitespace" (Leerzeichen, Tabulator, Newline) voneinander getrennt (--> Quotierung). Beispiel sind die vielen Optionen des Befehls "ls" und der Quell- und Zieldateiname des Befehls "mv". skript.sh a bb ccc 1234 # Skript-Aufruf mit 4 Argumenten echo "1. Argument: $1" # Im Skript --> a echo "2. Argument: $2" # Im Skript --> bb echo "3. Argument: $3" # Im Skript --> ccc echo "4. Argument: $4" # Im Skript --> dddd echo "Anz. Argum.: $#" # Im Skript --> 4 echo "Alle Argum.: $@" # Im Skript --> a bb ccc dddd echo "Alle Argum.: $*" # Im Skript --> a bb ccc dddd HINWEIS: Leerzeichen trennen Argumente, das macht die Verwendung von Dateinamen mit Leerzeichen umständlich (müssen mit "...", '...' oder \. quotiert werden). Angabe von Aufrufparametern beim Programmaufruf: KMDO PARAM1 PARAM2 ... # Aufruf eines Kommandos mit Parametern Zugriff auf Aufrufparameter in der Shell: shift # 1. Aufrufparameter entfernen, restliche nachrücken shift 4 # Die ersten 4 Aufrufparameter entfernen, restliche n. 2.3) Umgebungsvariablen ----------------------- Jeder Prozess hat einen Umgebungsbereich (Environment), in dem er Variablen + ihre Werte hinzufügen, abfragen, ändern und löschen kann. Diese Variablen werden meistens GROSS geschrieben. Die Größe dieses Bereiches ist unbeschränkt, typischerweise stehen darin etwa 100-200 Variablen. Diese Liste von Umgebungsvariablen mit ihren Werten wird von jedem Prozess beim Start eines Kindprozesses an diesen vererbt, indem beim Start eine KOPIE der Liste des Elternprozesses erstellt und dem Kindprozess zugeordnet wird. Jeder Prozess hat nur auf seinen EIGENEN Umgebungsbereich Zugriff, er kann keine Variablen+Werte im Umgebungsbereich anderer Prozesse ändern. Am Ende eines Prozesses verschwindet sein Umgebungsbereich mit den eigenen Variablen. Beispiel ist die Variable HOME, die den Befehl "cd" beeinflusst, die Variable PATH zur Steuerung der Suche nach eingetippten Kommandos und die Variablen LANGUAGE, LANG, LC_ALL, LC_MESSAGE, LC_... mit denen Spracheinstellung vieler Programme festlegt werden. Umgebungsvariablen in der Shell anlegen: export VAR # Umgebungsvariable definieren (exportieren) export VAR=TEXT # Umgebungsvariable mit Wert belegen (exportieren) KMDO # Kommando starten, Umgebungsvariablen werden kopiert VAR=TEXT ... KMDO # Temporäre Umgeb.var. mit Wert belegen vor Kmdostart VAR= # Wert einer Umgebungsvariablen löschen --> Var. leer unset VAR # Umgebungsvariable entfernen --> Var. undefiniert Zugriff auf Umgebungsvariablen in der Shell: echo $VAR # Wert einer Umgebungsvariablen ausgeben env # Alle aktuelle gesetzten Umgebungsvariablen auflisten env | sort # ... alphabetisch sortiert auflisten ACHTUNG: Umgebungsvariablen nicht mit Shellvariablen verwechseln! Letztere sind nur für die Shell selbst relevant und steuern ihr Verhalten oder werden ausschliesslich von ihr verwendet, sie werden nicht an andere Prozesse weitergereicht. 2.4) Standard-Ein/Ausgabekanäle (STDIN/STDOUT/STDERR) ----------------------------------------------------- Über die Standard-Ein/Ausgabekanäle kann jeder Prozess Daten mit anderen Prozessen austauschen (meist mit der Shell). In der Regel handelt es sich dabei um zeilenorientierte ASCII-Texte, aber auch Binärdaten können übertragen werden. Sie eignen sich auch für die effizente Übergabe sehr großer Datenmengen. Die 3 Kanäle haben feste Namen (STDIN, STDOUT, STDERR) und feste Nummern (0, 1, 2): +---------+ (0) STDIN ==> | Prozess | ==> STDOUT (1) (Std: Tastatur) +---------+ (Std: Bildschirm) || \/ STDERR (2) (Std: Bildschirm) Ein Prozess behandelt die 3 Kanäle wie bereits geöffnete sequentielle Dateien, aus denen er ausschließlich lesen oder in die er ausschließlich schreiben kann. D.h. darin neu positionieren ist nicht möglich, bereits gelesene Daten können nicht erneut gelesen und bereits geschriebene Daten können nachträglich nicht mehr verändert werden. Es kann auch nicht gleichzeitig per Umlenkung aus der gleichen Datei gelesen und in sie geschrieben werden. Diese Kanäle bilden die Grundlage der Dateiumlenkung und des Pipemechanismus unter UNIX. Standardmäßig ist STDIN mit der Tastatur verbunden und STDOUT sowie STDERR mit dem Bildschirm. Die aktuelle Belegung der drei Kanäle wird von einem Elternprozess (meist die Shell) an seine Kindprozesse vererbt. EINMAL beim Start eines Prozesses sind die Kanäle auch auf andere Dateien/Geräte umlenkbar. In der Shell geschieht diese Umlenkung durch folgende Anweisungen: KMDO < DATEI # Eingaben auf STDIN von DATEI lesen KMDO > DATEI # Ausgaben auf STDOUT auf DATEI schreiben KMDO 2> DATEI # Ausgaben auf STDERR auf DATEI schreiben KMDO1 | KMDO2 # STDOUT von KMDO1 mit STDIN von KMDO2 verbinden Mehrere Kommandos lassen sich über ihre Standard-Ein/Ausgabekanäle leicht zu einer "Filterkette" oder "Pipeline" zusammensetzen, indem per Pipe-Symbol "|" die STDOUT- und die STDIN-Kanäle der Kommandos miteinander verbunden werden. KMDO1 | KMDO2 | KMDO3 +----------+ +----------+ +----------+ STDIN ==> | Prozess1 | ==> | Prozess2 | ==> | Prozess3 | ==> STDOUT (Tastatur) +----------+ +----------+ +----------+ (Bildschirm) || || || \/ \/ \/ STDERR STDERR STDERR (Bildschirm) (Bildschirm) (Bildschirm) Die Fehlerkanäle STDERR der verbundenen Prozesse werden nicht mit in den Datenstrom eingeschleust, sondern bleiben getrennt pro Prozess --- sie werden also normalerweise auf dem Bildschirm ausgegeben. Sollen die Fehlermeldungen an eine Prozess weitergereicht oder auf Datei geschrieben werden, so ist pro Kommando eine zusätzliche Dateiumlenkung für STDERR anzugeben (2> lenkt Fehlerkanal auf Datei um, 2>&1 fügt ihn zu Kanal 1 hinzu). KMDO1 < INPUT 2> ERR1 | KMDO2 2> ERR2 | KMDO3 > OUTPUT 2> ERR3 KMDO1 < INPUT 2>&1 | KMDO2 2>&1 | KMDO3 > OUTPUT 2>&1 Zugriff auf Standard-Ein/Augabekanäle in der Shell: read TEXT # Text von Standard-Eingabe einlesen (stdin, 0) echo "Ausgabe" # Text auf Standard-Ausgabe ausgeben (stdout, 1) echo "Fehler" 1>&2 # Text auf Fehler-Ausgabe ausgeben (stderr, 2) 2.5) Exitstatus --------------- Wird von jedem Prozess am Ende an seinen Elternprozess zurückgegeben: * Wert "0" bedeutet, dass der Prozess ERFOLGREICH ausgeführt wurde. * Ein Wert ungleich "0" bedeutet, dass ein FEHLER auftrat. Falls von einem Programm verschiedene Exitstati für verschiedene Fehlerarten zurückgegeben werden, dann werden sie in der zugehörigen man-Page beschrieben. Der Exitstatus kann vom aufrufenden Programm (Elternprozess, meist die Shell) abgefragt und abhängig davon unterschiedlich reagiert werden. Existiert sein Elternprozess nicht mehr, dann bleibt ein Kindprozess so lange als "Zombie" am Leben, bis er vom Betriebssystem mit dem "init//systemd"-Prozess verbunden wird und dort seinen Exitstatus abliefern kann. Erzeugen eines Exitstatus in der Shell: exit # Exitstatus des zuletzt ausgeführten Kommandos zurückgeben exit 0 # Exitstatus 0 zurückgeben exit 1 # Exitstatus 1 zurückgeben Zugriff auf Exitstatus in der Shell: KMDO # Kommando aufrufen --> liefert Exitstatus zurück echo $? # Exitstatus des vorherigen Kommandos abfragen (geht nur 1x!) if KMDO # Exitstatus von Kommando abfragen und für Verzweigung nutzen then print "Exitstatus $? == 0 --> alles OK!" else print "Exitstatus $? != 0 --> irgendein Fehler!" fi 2.6) Eltern/Kindprozess-PID --------------------------- Jeder Kindprozess kennt die PID seines Elternprozesses (PPID = parent process id) und der Elternprozess kennt die PIDs seiner Kindprozesse (child processes). Die Kenntnis der PID ist zum gezielten Verschicken von Signalen notwendig. echo $$ # Eigene Prozess-ID echo $PPID # Elternprozess-ID CMD & # Kommando im Hintergrund starten (Kind-Prozess) echo $! # Prozess-ID des vorher gestarteten Hintergrundkommandos 2.7) Signale ------------ Ein Prozess kann einen festen Satz von Signalen (Nachricht bestehend aus einer Nummer von 0-31/63) von anderen Prozessen empfangen bzw. an andere Prozesse senden. Über die (effektive) UID/GID von Sende- und Empfangsprozess und über den "Signal-Handler" des Empfangsprozesses wird geregelt, ob ein Prozess darauf reagiert oder nicht. Ein Signal kann im empfangenden Prozess abhängig von der Signal-Nummer bestimmte Reaktionen auslösen (z.B. liest SIGHUP oft die Konfigurationsdatei neu ein), ihn abbrechen (z.B. per SIGKILL), es kann aber auch ignoriert werden. Es gibt 32 (bzw. 64 Signale inklusive der Realtime = RT-Signale), die wichtigsten sind: +-----------+----+-----------------------------------------------------------+ | Name | Nr | Bedeutung | +-----------+----+-----------------------------------------------------------+ | SIGEXIT | 0 | Bash: Am Skriptende (exit) ausgelöst | | SIGDEBUG | - | Bash: Nach jedem "einfachen Kmdo" ausgelöst | | SIGRETURN | - | Bash: Nach jedem Shell-Funktionsaufruf + ./source-Kmdo | | SIGERR | - | Bash: Nach jedem "einfachen Kmdo" mit Exit-Status != 0 a. | +-----------+----+-----------------------------------------------------------+ | SIGHUP | 1 | Konfigurationsdatei erneut einlesen (Daemon) [hangup] | +-----------+----+-----------------------------------------------------------+ | SIGINT | 2 | Abbrechen durch [interrupt] | | SIGKILL | 9 | Bedingungsloser Prozessabbruch [kill] | | SIGTERM | 15 | Prozess beenden (Standard-Signal von "kill") [terminate] | +-----------+----+-----------------------------------------------------------+ | SIGUSR1 | 10 | Benutzerspezifisch Nr 1 [user] | | SIGUSR2 | 12 | Benutzerspezifisch Nr 2 [user] | +-----------+----+-----------------------------------------------------------+ | SIGCONT | 18 | Ausgabe weiterlaufen lassen durch [continue] | | SIGSTOP | 19 | Ausgabe anhalten durch [stop] | | SIGTSTP | 20 | In Hintergrund stellen durch [terminate stop] | +-----------+----+-----------------------------------------------------------+ | SIGQUIT | 3 | Prozessende erreicht [quit] | | SIGILL | 4 | Nicht erlaubte Anweisung gefunden [illegal] | | SIGBUS | 7 | Bus-Zugriffsverletzung (Alignment) [bus] | | SIGFPE | 8 | Mathematik-Fehler [floating point exception] | | SIGSEGV | 11 | Fehlerhafter Speicherzugriff [segment violation] | | SIGPIPE | 13 | Prozess in Pipeline nicht mehr da [broken pipe] | | SIGALRM | 14 | Timeout hat stattgefunden [alarm] | | SIGCHLD | 17 | Ein Kindprozess hat sich beendet [child] | +-----------+----+-----------------------------------------------------------+ HINWEIS: Einige Signale werden automatisch zwischen Eltern- und Kindprozessen ausgetauscht (z.B. SIGCHLD, SIGPIPE) bzw. bei bestimmten Ereignissen automatisch vom Betriebssystem an Prozesse verschickt (z.B. SIGILL, SIGBUS, SIGFPE, SIGSEGV). Endet ein Kindprozess, dann wird automatisch an den Elternprozess das Signal SIGCHLD (17) geschickt. Endet ein per Pipe mit einem anderen Prozess verbundener Prozess, dann wird an seinen Partnerprozess das Signal SIGPIPE (13) geschickt. Versenden von Signalen in der Shell: kill PID # Signal 15 (TERM) an Prozess verschicken (kontrolliert abbr.) kill -9 PID # Signal 9 (KILL) an Prozess verschicken (unbedingt abbrechen) kill -HUP PID # Signal 1 (HUP) an Prozess verschicken (Konfig neu lesen) KMDO # Kommando starten # Signal 2 (INT) an laufendes Kommando schicken KMDO # Kommando starten # Signal 20 (TSTP) an laufendes Kommando schicken # --> Angehalten und in den Hintergrund gestellt KMDO # Kommando starten # Signal 19 (STOP) an laufendes Kommando schicken --> anhalten # Signal 18 (CONT) an stehendes Kommando schicken --> weiterlaufen killall NAME # Signale 15 (TERM) an alle Prozesse mit Kmdo NAME verschicken kill -l # Alle Signale mit Name + Nummer auflisten man 3 signal # Liste + Beschreibung aller Signale Abfangen von Signalen in der Shell: trap "KMDO" EXIT # Am Skriptende (nach "exit") trap "KMDO" 1 # Signal 1 (HUP) abfangen und KMDO ausführen trap "KMDO" 2 15 # Signal 2+15 (INT+TERM) abfangen und KMDO ausführen trap # Liste aller abgefangenen Signale ausgeben 2.8) Konfigurationsdateien -------------------------- Die meisten Programme lesen beim Start (und evtl. auch beim Empfang des Signals SIGHUP=1) einen fest definierten Satz von Konfigurationsdateien mit festen Namen ein. Diese Konfigurationsdateien heißen häufig so wie das Programm selbst und liegen zentral im "/etc"-Verz. bzw. in den Heimatverz. der Benutzer in Form von "versteckten" Dateien und/oder Verz. (der Datei/Verz.name beginnt mit "."). Zuerst wird für alle Benutzer die zentrale/globale Konfigurationsdatei, dann wird pro Benutzer dessen benutzerspezifische/lokale Konfigurationsdatei aus seinem Heimatverz. eingelesen. Letztere überschreibg die zentralen Einstellungen Hier als Beispiel die Konfigurationsdateien der Bourne-Shell "sh": /etc/profile # Zentral ~/.profile # Benutzerspezifisch Oder für den Editor "emacs": /etc/emacs/* # Zentral ~/.emacs.d/* # Benutzerspezifisch Oder für den SSH-Server "sshd" und den SSH-Client "ssh": /etc/ssh/sshd_config # Zentral (Server, ACHTUNG: "d"=Daemon im Namen) /etc/ssh/ssh_config # Zentral (Client, ACHTUNG: KEIN "d" im Namen) ~/.ssh/ssh_config # Benutzerspezifisch (Client) Fehlt eine Konfigurationsdatei, so wird dies in der Regel stillschweigend übergangen und das im Programm eingebaute Standardverhalten aktiviert. HINWEIS: Werden Einstellungen in einer Konfigurationsdateien geändert, so ist dies einem bereits laufenden Prozess per Signal SIGHUP mitzuteilen oder er ist anzuhalten und neu zu starten, damit er sie erneut einliest. 3) Weitere Schnittstellen ------------------------- Die weiteren Schnittstellen von UNIX-Programmen müssen explizit GEÖFFNET werden, d.h. es muss im Programm explizit eine Verbindung dazu hergestellt werden. Im Gegensatz dazu sind alle vorher beschriebenen Schnittstellen AUTOMATISCH vorhanden und können sofort benutzt werden, ohne sich um den Aufbau einer Verbindung zu kümmern. * Dateien (Gerätedatei) * Interprocess Communication (IPC) + Named Pipe (FIFO) + Locking + Semaphor + Message Queue + Shared Memory + Memory Mapped Files + UNIX-Socket * Netzwerk + UDP/TCP-Socket * Datenbank (UNIX-Socket, UDP/TCP-Socket) * Transaktionsmonitor + MOM = Message Oriented Middleware + ESB = Enterprise Service Bus * usw... 3.1) Dateien ------------ Ein Prozess kann nahezu beliebig viele Dateien öffnen, auf die er je nach Dateityp, Zugriffsmodus und Zugriffsrechten (auf Basis der effektiven UID/GID des Prozesses und der UID/GID der Datei) sequentiellen/wahlfreien lesenden und/oder schreibenden Zugriff hat. Als besondere Form von "Dateien" sind auch "Gerätedateien" möglich, die den kontrollierten Zugriff auf Hardware erlauben. Das UNIX-Betriebssystem führt kein "mandatory" Locking durch, sondern kennt nur ein "advisory" Locking. D.h. mehrfacher gleichzeitiger Zugriff auf die selbe Datei wird vom Betriebssystem nicht automatisch überwacht oder unterbunden. Soll eine Datei dagegen geschützt werden, dann ist das Locking in die Anwendung(en) einzubauen ("advisory" Locking). Das Betriebssystem stellt dafür Mechanismen zur Verfügung (z.B. "flock"). 3.2) Interprocess Communication (IPC) ------------------------------------- Zur Kommunikation zwischen Prozessen stellt das UNIX-Betriebssystem mehrere Mechanismen zur Verfügung, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. * Named Pipe (FIFO): Gemeinsam genutzte Datei im Dateisystem (synchronisiert Zugriffe automatisch) * Locking: Flag, das gemeinsam genutzte Resourc gegen gleichzeitigen Zugriff schützt * Semaphor: Zähler, der gemeinsam genutzte Resource gegen gleichzeitigen Zugriff schützt * Message Queue: Nachrichten versenden/puffern/empfangen * Shared Memory: Gemeinsam genutzter Speicher für mehrere Prozesse * Memory Mapped File: Dateiinhalt in Prozessspeicher einblenden (lesen/schreiben) * UNIX-Socket: Analog UDP/TCP-Socket anzusteuern, aber rein lokale Verbindungen ohne Netzwerk 3.3) Netzwerk ------------- * UDP/TCP-Socket 3.4) Datenbank -------------- * Noch zu tun!