HOWTO zum Aufruf von externen Programmen in einem Perl-Skript.

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$Id: perl-ipc-HOWTO.txt,v 1.8 2019/11/26 19:37:07 tsbirn Exp $

Dieses Dokument beschreibt die verschiedenen Verfahren zum Aufruf von
Kommandos in einem Perl-Skript.

Inhaltsverzeichnis

1) Aufruf-Arten
2) Aufruf-Verhalten

1) Aufruf-Arten   (Toc)

Für den Aufruf eines externen Kommandos CMD in einem Perl-Skript gibt es
folgende Möglichkeiten, je nach Anwendungszweck ist eine geeignete auszuwählen:

  +---------------------------+--------+--------+--------+---------------+----+
  |        A u f r u f        | STDIN  | STDOUT | STDERR | Skript        |Exit|
  +---------------------------+--------+--------+--------+---------------+----+
  | system("CMD")             | Geerbt | Geerbt | Geerbt |   Wartet      | RW |
  | system("CMD &")           | Geerbt | Geerbt | Geerbt |  Wartet nicht | -- |
  | exec("CMD")               | Geerbt | Geerbt | Geerbt | Wird ersetzt  |(RW)|
  | qx/CMD/   `CMD`           | Geerbt | STRING | Geerbt |    Wartet     | $? |
  +---------------------------+--------+--------+--------+---------------+----+
  | open(HANDLE, "CMD|")      | Geerbt | HANDLE | Geerbt | Laeuft weiter | $? |
  | open(HANDLE, "-|", "CMD") | Geerbt | HANDLE | Geerbt | bis close()   | $? |
  | open(HANDLE, "|CMD")      | HANDLE | Geerbt | Geerbt |    "          | $? |
  | open(HANDLE, "|-", "CMD") | HANDLE | Geerbt | Geerbt |    "          | $? |
  +---------------------------+--------+--------+--------+---------------+----+
  | fork + exec               | Geerbt | Geerbt | Geerbt | wait/waitpid  | RW |
  +---------------------------+--------+--------+--------+---------------+----+

* CMD ist ein beliebiges Kommando (z.B. auch ein weiteres Perl-Skript)
  das genau so auch auf der Kommandozeile absetzbar wäre.

* Das externe Kommando CMD ist in Form eines Strings oder einer String-Variablen
  anzugeben und muss den Anforderungen des jeweiligen Betriebssystems gehorchen:
  + Kommando-Suchpfad PATH
  + Kommandozeilen-Optionen
  + Kommandozeilen-Parameter
  + Pfadnamen
    - GROSS/kleinschreibung
    - Verzeichnistrenner / oder - Extensions
  + Zugriffsrechte
  + Ausführungsrechte
  + Quotierung von Sonderzeichen mit "..." und '...' (z.B. Leerzeichen)
  + Umlenkung der Standard-Kanäle mit > >> 2> < |

* Es empfiehlt sich eine Quotierung des Kommandos per qq{CMD...}, um im
  Kommando CMD Variablen-Substitution sowie Gänsefüßchen + Hochkommas nutzen
  zu können.

    qq{DIR /d "C:\\Program Files (x86)"}   # Windows
    qq{ls -l / "***"                   }   # Linux

* Alle externen Kommandos CMD geben einen Exit-Status im Bereich 0..255 zurück:

    0            # Wenn alles in Ordnung war
    ungleich 0   # Wenn ein Fehler auftrat (beschreibt evtl. Fehlerart)

  Er kann nach dem Ende des Kommandos über die Perl-interne Variable $?
  abgefragt werden per:

    $exit_status = int($? / 256)

2) Aufruf-Verhalten   (Toc)

* system("CMD") ruft das externe Kommando CMD parallel auf und wartet auf sein
  Ende. Danach geht es im Perl-Skript weiter.

    system("DIR C:\\") or die "nicht aufrufbar ($!)";   # Windows
    system("ls -l /") or die "nicht aufrufbar ($!)";    # Linux
    print "Exit-Status: ", int($? / 256), "\n";

* system("CMD &") ruft das externe Kommando CMD parallel im Hintergrund auf und
  wartet nicht auf sein Ende, sondern fährt mit der Abarbeitung des Perl-Skripts
  fort. Der zurückgegebene Exit-Status ist immer 0.

    system("DIR C:\\ &");   # Windows
    system("ls -l / &");    # Linux
    print "Exit-Status: ", int($? / 256), "\n";   # Immer 0!

* exec("CMD") ruft das externe Kommando CMD auf und ersetzt das Perl-Skript
  damit. Das Perl-Skript wird ab dieser Stelle nicht mehr fortgesetzt
  (sofern das Kommando CMD ausführbar war).

    exec("DIR C:\\") or die "nicht aufrufbar ($!)";   # Windows
    exec("ls -l /") or die "nicht aufrufbar ($!)";    # Linux
    print "Exit-Status: ", int($? / 256), "\n";       # Immer 0!

* Die Kommando-Substitution qx/CMD/ bzw. `CMD` führt das externe Kommando CMD
  parallel aus und fängt die von ihm auf STDOUT ausgegebenen Ausgaben ab. Diese
  können als Skalar/Array im aufrufenden Perl-Skript weiterverarbeitet werden.

    $erg = qx/ls -l \//;   # Linux: Skalarer Kontext --> Eine Zeile
    @erg = qx/ls -l \//;   # Linux: Listenkontext    --> Mehrere Zeilen
    $erg = `ls -l \//`;    # Linux: Skalarer Kontext --> Eine Zeile
    @erg = `ls -l \//`;    # Linux: Listenkontext    --> Mehrere Zeilen
    $erg = qx/DIR C:\\/;   # Windows: Skalarer Kontext --> Eine Zeile
    @erg = qx/DIR C:\\/;   # Windows: Listenkontext    --> Mehrere Zeilen
    $erg = `DIR C:\\/`;    # Windows: Skalarer Kontext --> Eine Zeile
    @erg = `DIR C:\\/`;    # Windows: Listenkontext    --> Mehrere Zeilen
    print "Exit-Status: ", int($? / 256), "\n";

* open(HANDLE, "CMD|") oder open(HANDLE, "-|", "CMD") führt das externe Kommando
  CMD parallel aus und erlaubt das Lesen von Daten von seiner Standard-Ausgabe
  per <HANDLE> im Perl-Skript. close(HANDLE) beendet das externe Kommando.

    open(HANDLE, "CMD|") or die "nicht ausführbar ($!)";        # Variante A
    open(HANDLE, "-|", "CMD") or die "nicht ausführbar ($!)";   # Variante B
      $erg = <HANDLE>;
      @erg = <HANDLE>;
      ...
    close(HANDLE);
    print "Exit-Status: ", int($? / 256), "\n";

* open(HANDLE, "|CMD") oder open(HANDLE, "|-", "CMD") führt das externe Kommando
  CMD parallel aus und erlaubt das Senden von Daten auf seine Standard-Eingabe
  per print HANDLE ... im Perl-Skript. close(HANDLE) beendet das externe
  Kommando.

    open(HANDLE, "|CMD") or die "nicht ausführbar ($!)";        # Variante A
    open(HANDLE, "|-", "CMD") or die "nicht ausführbar ($!)";   # Variante B
      print HANDLE ...;
      print HANDLE ...;
      ...
    close(HANDLE);
    print "Exit-Status: ", int($? / 256), "\n";

* fork() dupliziert das Perl-Skript und erzeugt einen parallel laufenden
  identischen Kind-Prozess. Dieser wird oft per exec("CMD") durch ein beliebiges
  externes Kommando CMD ersetzt. Das ursprünglich Perl-Skript ist der
  Eltern-Prozess des neu erzeugten Kind-Prozesses und wartet üblicherweise
  per "wait" oder "waitpid" auf das Ende des Kind-Prozesses.

    defined(my $pid = fork) or
      die "Kein fork möglich: $!";
    if ($pid == 0) {      # Kindprozess
      exec "date";        # Kommando ausführen (Linux)
      exec "DATE /T";     # Kommando ausführen (Windows)
      die "Kein exec möglich: $!";
    }
    else {                # Elternprozess
      waitpid($pid, 0);   # Auf Kindprozess warten
      print "Exit-Status: ", int($? / 256), "\n";
    }

Hinweise:

* Ist das Kommando CMD nicht ausführbar, so steht die zugehörige Fehlermeldung
  anschließend in der Variablen "$!".

* Unter Windows sind die Quotierungszeichen '...' nicht auf der Kommandozeile
  einsetzbar. Dort funktioniert nur "...".

* Windows benötigt den "\" als Verzeichnistrenner. Dieser ist in Perl in
  "...\\..." zu verdoppeln oder in '...' bzw. q/.../ zu setzen.